HBOT Grundlagenforschung 2020

Das hyperoxisch-hypoxische Paradoxon: Wie HBOT Regeneration auslöst

Originaltitel: The Hyperoxic-Hypoxic Paradox

Autoren

Hadanny A, Efrati S

Journal

Biomolecules

DOI

10.3390/biom10060958

Zusammenfassung

Erklärt den Mechanismus, wie HBOT durch wiederholte Hyperoxie paradoxerweise regenerative Prozesse aktiviert, die normalerweise durch Hypoxie ausgelöst werden.


Das hyperoxisch-hypoxische Paradoxon

Hintergrund

Diese grundlegende Arbeit von Hadanny und Efrati erklärt, warum die hyperbare Sauerstofftherapie so vielfältige positive Wirkungen hat. Das Paradoxon: Obwohl HBOT den Sauerstoffgehalt erhöht, aktiviert es Mechanismen, die normalerweise bei Sauerstoffmangel (Hypoxie) ausgelöst werden.

Das Paradoxon erklärt

Normalerweise reagiert der Körper auf Sauerstoffmangel mit:

  • Angiogenese: Bildung neuer Blutgefäße
  • Stammzellmobilisierung: Freisetzung von Stammzellen aus dem Knochenmark
  • HIF-Aktivierung: Hypoxie-induzierter Faktor wird aktiv

Das Überraschende: HBOT löst dieselben Prozesse aus - obwohl es das Gegenteil von Hypoxie ist.

Der Mechanismus

Der Schlüssel liegt im Wechsel zwischen Hyperoxie und Normoxie:

  1. Während HBOT: Sehr hoher Sauerstoffgehalt im Gewebe
  2. Nach HBOT: Relativer Abfall auf normale Werte
  3. Dieser relative Abfall wird vom Körper wie Hypoxie interpretiert
  4. Regenerative Kaskaden werden aktiviert

Warum funktioniert das?

  • Der Körper misst nicht absolute Sauerstoffwerte, sondern Veränderungen
  • Der Wechsel von 100% auf 21% Sauerstoff ist ein starkes Signal
  • Wiederholte Zyklen verstärken den Effekt
  • Das erklärt, warum mehrere HBOT-Sitzungen nötig sind

Aktivierte Prozesse

Durch das Paradoxon werden aktiviert:

  • Angiogenese: Neue Blutgefäße entstehen
  • Neurogenese: Neue Nervenzellen bilden sich
  • Mitochondriale Biogenese: Mehr Kraftwerke in den Zellen
  • Stammzellproliferation: Stammzellen vermehren sich
  • Entzündungshemmung: Chronische Entzündungen werden reduziert

Klinische Bedeutung

Das Paradoxon erklärt die Wirksamkeit von HBOT bei:

  • Wundheilung: Neue Blutgefäße versorgen das Gewebe
  • Hirnschäden: Neuroregeneration wird angeregt
  • Alterungsprozesse: Stammzellen werden mobilisiert
  • Chronische Erkrankungen: Entzündungen werden gehemmt

Kernaussage

HBOT wirkt nicht einfach durch “mehr Sauerstoff”, sondern durch einen eleganten physiologischen Mechanismus. Der wiederholte Wechsel zwischen Hyperoxie und Normoxie täuscht dem Körper eine Hypoxie-Situation vor und aktiviert dadurch regenerative Programme.

Bedeutung für die Praxis

Diese Erkenntnis erklärt, warum:

  • Mehrere Sitzungen notwendig sind (für wiederholte Zyklen)
  • Das Protokoll wichtig ist (richtige Dauer und Intervalle)
  • HBOT so vielfältig wirkt (grundlegender Mechanismus)

Originalstudie lesen

Lesen Sie die vollständige wissenschaftliche Arbeit im Original auf der Journal-Website.

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