Lithium Neurologisch 2024

Lithium bei Alzheimer und Parkinson: Systematische Übersicht und Meta-Analyse zur Krankheitsmodifikation

Originaltitel: Lithium and disease modification: A systematic review and meta-analysis in Alzheimer's and Parkinson's disease

Autoren

Singulani MP, Ferreira AFF, Figueroa PS, Cuyul-Vásquez I, Talib LL, Britto LR, Forlenza OV

Journal

Ageing Research Reviews

DOI

10.1016/j.arr.2024.102231

Zusammenfassung

Meta-Analyse zeigt signifikante Reduktion des kognitiven Abbaus unter Lithium-Therapie bei neurodegenerativen Erkrankungen (SMD = -0.41, p = 0.04).


Lithium bei Alzheimer und Parkinson: Meta-Analyse 2024

Diese aktuelle systematische Übersicht und Meta-Analyse fasst die Evidenz zur krankheitsmodifizierenden Wirkung von Lithium bei neurodegenerativen Erkrankungen zusammen.

Hintergrund

Lithium wird seit über 70 Jahren in der Psychiatrie eingesetzt. In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Forschung zunehmend neuroprotektive Eigenschaften identifiziert, die über die psychiatrische Anwendung hinausgehen. Diese Meta-Analyse bündelt die verfügbare Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien.

Studiendesign

Methodik: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse nach PRISMA-Leitlinien

Eingeschlossene Studien: Randomisierte kontrollierte Studien zu Lithium bei Alzheimer-Demenz, Mild Cognitive Impairment (MCI) und Parkinson-Krankheit

Primärer Endpunkt: Veränderung der kognitiven Funktion (standardisierte Mittelwertdifferenz)

Sekundäre Endpunkte: Biomarker, Sicherheit, Verträglichkeit

Was wurde untersucht

Die Forscher analysierten:

  • Effekte auf kognitive Funktion über verschiedene Studien hinweg
  • Unterschiede zwischen verschiedenen Dosierungen
  • Wirkung auf Biomarker (Tau, Amyloid)
  • Sicherheitsprofil bei älteren Patienten

Ergebnisse

Kognitive Funktion

  • Signifikante Reduktion des kognitiven Abbaus unter Lithium
  • Standardisierte Mittelwertdifferenz: SMD = -0.41 (95% CI: -0.81 bis -0.02)
  • Statistisch signifikant: p = 0.04
  • Effektgröße entspricht einem moderaten klinischen Effekt

Biomarker-Effekte

  • Reduktion von phosphoryliertem Tau im Liquor
  • Stabilisierung von Amyloid-Beta-Spiegeln
  • Hinweise auf verminderte Neuroinflammation

Dosisabhängigkeit

  • Sowohl niedrige (0.25-0.5 mmol/L) als auch Mikrodosen zeigten Effekte
  • Niedrigere Dosen mit besserem Sicherheitsprofil
  • Optimale Dosis noch nicht abschließend geklärt

Sicherheit

  • Gutes Sicherheitsprofil bei niedrigen Dosen
  • Reguläre Kontrollen bei therapeutischen Dosen empfohlen
  • Neue Formulierungen (Nanolithium) in Entwicklung

Kernaussage

Die Meta-Analyse zeigt, dass Lithium den kognitiven Abbau bei neurodegenerativen Erkrankungen signifikant verlangsamen kann (SMD = -0.41, p = 0.04). Die Evidenz unterstützt das krankheitsmodifizierende Potenzial von Lithium, wobei niedrige Dosierungen ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil aufweisen.

Bedeutung für Patienten

Was bedeutet das für Betroffene?

  1. Wissenschaftliche Bestätigung: Meta-Analyse als höchste Evidenzstufe bestätigt positive Effekte
  2. Moderate Effektgröße: Der Effekt ist klinisch relevant, aber keine “Wunderheilung”
  3. Sichere Anwendung möglich: Besonders niedrige Dosen sind gut verträglich
  4. Weitere Forschung: Große Phase-3-Studien sind in Vorbereitung

Wirkmechanismen

Die Meta-Analyse fasst die bekannten Wirkmechanismen zusammen:

GSK-3β-Hemmung

  • Reduziert Tau-Hyperphosphorylierung
  • Vermindert Amyloid-Produktion
  • Fördert Zellüberleben

Neuroprotektion

  • Erhöht BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor)
  • Fördert Neurogenese im Hippocampus
  • Schützt vor oxidativem Stress

Autophagie

  • Verbessert zelluläre “Müllabfuhr”
  • Unterstützt Abbau fehlgefalteter Proteine
  • Erhält mitochondriale Funktion

Laufende Forschung

Die Autoren verweisen auf aktuelle Entwicklungen:

  • NanoLithium® (NP03): Klinische Phase-2/3-Studie läuft (NCT05423522)
  • LATTICE-Studie: Ergebnisse werden erwartet
  • Lithiumorotat: Neue Formulierung mit besserer Bioverfügbarkeit in Entwicklung

Limitationen

  • Heterogenität der eingeschlossenen Studien
  • Unterschiedliche Dosierungen und Dauer
  • Relativ kleine Gesamtstichprobe
  • Weitere große RCTs erforderlich

Originalstudie lesen

Lesen Sie die vollständige wissenschaftliche Arbeit im Original auf der Journal-Website.

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