Die Bedeutung der Magnesium-Homöostase bei COVID-19
Originaltitel: The relevance of magnesium homeostasis in COVID-19
Trapani V, Rosanoff A, Baniasadi S, Barbagallo M, Castiglioni S, Guerrero-Romero F, Iotti S, Mazur A, Micke O, Pourdowlat G, Scarpati G, Wolf FI, Maier JA
European Journal of Nutrition
10.1007/s00394-021-02704-y
Zusammenfassung
Internationale Expertengruppe zeigt: Magnesiummangel fördert schwere COVID-19-Verläufe und Long-COVID-Symptome. Supplementierung als sichere, kostengünstige Intervention empfohlen.
Magnesium-Homöostase bei COVID-19
Hintergrund
Diese umfassende Übersichtsarbeit einer internationalen Expertengruppe aus 13 Wissenschaftlern analysiert die Rolle von Magnesium bei COVID-19 – sowohl in der akuten Phase als auch beim Post-COVID-Syndrom. Magnesium ist an über 600 enzymatischen Reaktionen beteiligt und essentiell für Immunfunktion, Entzündungsregulation und Gefäßgesundheit.
Autoren und Institutionen
Die Arbeit vereint Experten aus:
- Italien, USA, Iran, Spanien, Frankreich, Deutschland
- Spezialisiert auf Magnesiumforschung und COVID-19
Magnesium und akute COVID-19-Erkrankung
Prävalenz von Magnesiummangel
| Patientengruppe | Hypomagnesiämie |
|---|---|
| Hospitalisierte COVID-19-Patienten | 48% |
| ICU-Patienten | Hypermagnesiämie häufiger (Nierenversagen) |
| Schwere Verläufe | Niedrigere Mg-Spiegel als milde/moderate |
Zusammenhang mit Krankheitsschwere
- Niedrige Magnesiumspiegel korrelieren mit Mortalitätsrisiko
- Mg-Mangel fördert Zytokinsturm
- Endotheldysfunktion durch Mg-Defizit verstärkt
- Thrombotische Komplikationen bei Hypomagnesiämie erhöht
Pathophysiologische Mechanismen
1. Entzündungsregulation
- Mg hemmt NF-κB-Aktivierung
- Reduziert IL-6 und TNF-α-Freisetzung
- Mangel führt zu überschießender Immunantwort
2. Endothelfunktion
- Mg schützt Gefäßendothel
- Mangel fördert Endothelitis (typisch für COVID-19)
- Beeinträchtigung der NO-Produktion
3. Gerinnungssystem
- Mg wirkt antithrombotisch
- Mangel fördert Hyperkoagulation
- Erhöhtes Thromboserisiko bei COVID-19
4. Bronchiale Funktion
- Mg entspannt glatte Bronchialmuskulatur
- Mangel kann Atemwegsobstruktion verstärken
Magnesium und Long COVID
Symptomüberlappung
Viele Long-COVID-Symptome sind typisch für Magnesiummangel:
| Long-COVID-Symptom | Mg-Mangel-Assoziation |
|---|---|
| Fatigue/Erschöpfung | Häufig bei Hypomagnesiämie |
| Muskelschwäche/-schmerzen | Mg essentiell für Muskelfunktion |
| Herzrhythmusstörungen | Mg reguliert Herzrhythmus |
| Neurologische Störungen | Mg beeinflusst Neurotransmission |
| Atemwegsprobleme | Mg entspannt Bronchialmuskulatur |
| Angst/Depression | Mg moduliert NMDA-Rezeptoren |
Möglicher Beitrag zu Long COVID
Die Autoren hypothetisieren, dass:
- Akute Infektion Mg-Reserven erschöpft
- Chronischer Mangel Symptompersistenz fördert
- Supplementierung Erholung unterstützen könnte
Klinische Empfehlungen
Monitoring
- Mg-Spiegel bei COVID-19-Patienten überprüfen
- Besonders bei Risikopatienten (Diabetes, Herzkrankheiten)
- Auch nach Genesung kontrollieren
Supplementierung
Zitat der Autoren: “Magnesium supplementation is a safe and cost-effective intervention”
- Sichere, kostengünstige Maßnahme
- Kann bei Mangel empfohlen werden
- Keine bekannten Interaktionen mit COVID-19-Therapien
Risikogruppen für Magnesiummangel
- Ältere Menschen
- Diabetiker (Typ 2)
- Adipositas
- Nierenerkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Asthmatiker
Diese Gruppen haben auch erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe.
HBO-Relevanz
Synergistische Ansätze: Magnesium und HBOT adressieren überlappende Pathomechanismen:
| Magnesium | HBOT |
|---|---|
| Systemische Entzündungshemmung | Lokale Geweberegeneration |
| Endothelschutz | Angiogenese |
| Antithrombotisch | Verbesserte Mikrozirkulation |
| Muskelentspannung | Mitochondriale Funktion |
Bei Long-COVID-Patienten könnte die Kombination aus Mg-Korrektur und HBOT synergistische Effekte haben.
Fazit
Diese hochrangige Übersichtsarbeit etabliert Magnesium als relevanten Faktor bei COVID-19 und Long COVID. Die Autoren empfehlen:
- Routinemäßige Mg-Bestimmung bei COVID-19-Patienten
- Supplementierung bei nachgewiesenem Mangel
- Weitere Studien zur Rolle bei Long COVID
Quelle
Trapani V, et al. Eur J Nutr. 2022;61(2):625-636
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