HBOT Post-Covid 2022

Prävalenz von Mikronährstoffmängeln bei hospitalisierten COVID-19-Patienten

Originaltitel: Prevalence of Micronutrient Deficiencies in Patients Hospitalized with COVID-19: An Observational Cohort Study

Autoren

Voelkle M, Gregoriano C, Neyer P, Koch D, Kutz A, Bernasconi L, Conen A, Mueller B, Schuetz P

Journal

Nutrients

DOI

10.3390/nu14091862

Zusammenfassung

Schweizer Kohortenstudie: 79% der hospitalisierten COVID-19-Patienten hatten mindestens einen Mikronährstoffmangel. Am häufigsten: Selen (51%), Vitamin D (40%), Vitamin A (39%) und Zink (39%). Mehrfachmängel waren mit schwereren Verläufen assoziiert.


Übersicht

Diese prospektive Beobachtungsstudie aus dem Kantonsspital Aarau (Schweiz) untersuchte systematisch die Prävalenz von Mikronährstoffmängeln bei hospitalisierten COVID-19-Patienten.

Studiendesign

  • Patienten: 57 konsekutiv aufgenommene Erwachsene mit bestätigtem COVID-19
  • Setting: Kantonsspital Aarau, Schweiz
  • Messung: Serum-/Plasmaspiegel bei Aufnahme

Untersuchte Mikronährstoffe

  1. Vitamin A
  2. Vitamin B12
  3. Vitamin D
  4. Vitamin E
  5. Folsäure
  6. Zink
  7. Selen
  8. Kupfer

Ergebnisse

Hohe Prävalenz von Mängeln

MikronährstoffMangel-Prävalenz
Selen51%
Vitamin D40%
Vitamin A39%
Zink39%
Vitamin B127%
Folsäure5%
Kupfer2%

Mehrfachmängel häufig

  • 79% hatten mindestens einen Mikronährstoffmangel
  • 33% hatten drei oder mehr Mängel gleichzeitig
  • Bei Einzelmangel war Selen am häufigsten betroffen (50%)

Assoziation mit Krankheitsschwere

Bestimmte Mängel waren mit schwereren COVID-19-Verläufen assoziiert:

  • Niedrigere Vitamin-A-Spiegel
  • Niedrigere Zink-Spiegel
  • Niedrigere Folsäure-Spiegel

Bedeutung der einzelnen Mikronährstoffe

Selen (51% Mangel)

  • Essentiell für Immunfunktion und antioxidative Abwehr
  • Selenoproteine schützen vor oxidativem Stress
  • Mangel korreliert mit schlechterem Outcome bei COVID-19

Vitamin D (40% Mangel)

  • Moduliert angeborene und adaptive Immunantwort
  • Antiinflammatorische Eigenschaften
  • Bekannter Risikofaktor für schwere Verläufe

Vitamin A (39% Mangel)

  • Wichtig für Schleimhautintegrität
  • Unterstützt T-Zell-Funktion
  • Stärkste Assoziation mit niedrigerem Risiko für schwere Verläufe

Zink (39% Mangel)

  • Kritisch für Immunzellfunktion
  • Hemmt virale Replikation
  • Mangel beeinträchtigt antivirale Abwehr

Klinische Implikationen

Screening empfohlen

Bei COVID-19-Patienten, insbesondere mit schweren Verläufen oder Risikofaktoren, sollte ein Mikronährstoff-Screening erwogen werden.

Supplementierung mit Vorsicht

  • Gezielte Supplementierung bei nachgewiesenem Mangel
  • Keine pauschale Hochdosis-Supplementierung
  • Zink und Selen können in Überdosis toxisch sein

Risikopopulationen

Besonders gefährdet für Mehrfachmängel:

  • Ältere Patienten
  • Vorbestehende chronische Erkrankungen
  • Mangelernährung

Limitationen

  • Relativ kleine Kohorte (n=57)
  • Nur hospitalisierte Patienten
  • Keine Verlaufsmessungen
  • Keine Interventionsstudie

Schlussfolgerung

Die hohe Prävalenz von Mikronährstoffmängeln bei COVID-19-Patienten unterstreicht die Bedeutung eines adäquaten Nährstoffstatus für die Immunabwehr. Die Korrektur von Mängeln könnte Teil eines umfassenden Behandlungskonzepts sein.

Relevanz für Long COVID

Menschen mit mehrfachen Nährstoffmängeln haben ein erhöhtes Risiko für:

  • Schwerere akute Verläufe
  • Langzeit-Folgen (Long COVID)
  • Verzögerte Erholung

Die Optimierung des Mikronährstoffstatus könnte daher auch für die Long-COVID-Prävention und -Behandlung relevant sein.

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