Störung der Darmbarriere bei Post-COVID-Syndrom mit Fatigue
Originaltitel: Gastrointestinal Barrier Disruption in Post-COVID Syndrome Fatigue Patients
Rohrhofer J, Wolflehner V, Schweighardt J, Koidl L, Stingl M, Zehetmayer S, Séneca J, Pjevac P, Untersmayr E (MedUni Wien)
Allergy
10.1111/all.16593
Zusammenfassung
Post-COVID-Patienten mit Fatigue zeigen gestörte Darmbarriere, veränderte Entzündungsmarker (IL-6, IL-33) und Dysbiose des Darmmikrobioms.
Darmbarriere-Störung bei Post-COVID-Fatigue
Hintergrund
Viele Post-COVID-Syndrom (PCS) Patienten leiden unter anhaltender Erschöpfung (Fatigue). Diese Studie der Medizinischen Universität Wien untersuchte erstmals systematisch den Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Post-COVID-Fatigue. Der Darm spielt eine zentrale Rolle im Immunsystem – etwa 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm-assoziierten lymphatischen Gewebe.
Studiendesign
- Institution: Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung, MedUni Wien
- Methoden: Analyse von Biomarkern für Darmbarriere-Funktion, Entzündung und Mikrobiom
- Teilnehmer: PCS-Patienten mit Fatigue vs. Kontrollgruppe
- Untersuchte Parameter: LBP, sCD14, IL-6, IL-33, Darmmikrobiom-Zusammensetzung
Zentrale Erkenntnisse
1. Gestörte Darmbarriere
- Erhöhte LBP/sCD14-Ratio: Marker für eine durchlässige Darmwand (“Leaky Gut”)
- Bakterielle Bestandteile können in den Blutkreislauf übertreten
- Chronische Immunaktivierung als Folge
2. Veränderte Entzündungsmarker
- Erhöhte IL-6-Werte: Zeichen systemischer Entzündung
- Reduzierte IL-33-Werte: Gestörte Immunregulation
- Hinweis auf chronischen Entzündungszustand
3. Prädiktive Faktoren
- Vorbestehende GI-Beschwerden: Erhöhtes Risiko für PCS-Fatigue
- Gastrointestinale Symptome vor COVID-19 korrelieren mit schwerem Verlauf
- Möglichkeit zur Risikoidentifikation
4. Darmmikrobiom-Veränderungen
- Dysbiose der Darmflora bei PCS-Patienten
- Veränderte mikrobielle Zusammensetzung
- Beeinträchtigte Stoffwechselprozesse
Mechanismus: Darm-Hirn-Achse
Die Studie zeigt, dass SARS-CoV-2 Signalwege beeinträchtigt, die mit:
- Angeborener Immunantwort zusammenhängen
- Darmbarriere-Funktion verbunden sind
- Intestinaler Entzündung führen
Diese Veränderungen können über die Darm-Hirn-Achse zu:
- Chronischer Erschöpfung
- Brain Fog
- Neuroinflammation beitragen
Klinische Bedeutung
Zitat Prof. Untersmayr-Elsenhuber: „Die Identifizierung prädiktiver Marker für PCS könnte in Zukunft eine personalisierte Prävention und Behandlung ermöglichen.”
Die Ergebnisse legen nahe:
- Darmgesundheit als Therapieziel bei Post-COVID
- Monitoring gastrointestinaler Symptome vor, während und nach Infektion
- Potenzial für präventive Maßnahmen bei Risikopatienten
HBO-Relevanz
Therapeutischer Ansatz: Die hyperbare Sauerstofftherapie könnte bei Darmbarriere-Störungen unterstützend wirken durch:
- Reduktion systemischer Entzündung: HBOT senkt nachweislich IL-6 und andere Entzündungsmarker
- Verbesserung der Darmbarriere: Erhöhte Sauerstoffversorgung fördert Heilung der Darmschleimhaut
- Modulation des Immunsystems: Normalisierung der Immunantwort
- Neuroinflammation reduzieren: Positive Effekte auf die Darm-Hirn-Achse
Mehrere HBOT-Studien bei Long-COVID zeigen Verbesserungen bei Fatigue und kognitiven Symptomen, was auf eine Wirkung über die hier beschriebenen Mechanismen hindeuten könnte.
Spike-Protein und Darm
Die Studie fügt sich in den wachsenden Erkenntnisstand ein, dass:
- SARS-CoV-2-Spike-Protein an ACE2-Rezeptoren im Darm bindet
- Dies Entzündungsreaktionen auslösen kann
- Die Darmbarriere geschwächt wird
- Das mikrobielle Gleichgewicht gestört wird
Diese Mechanismen könnten sowohl nach Infektion als auch bei persistierendem Spike-Protein relevant sein.
Quelle
Medizinische Universität Wien, Allergy Journal 2025
Originalstudie lesen
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