HBOT Long-Covid 2025

Störung der Darmbarriere bei Post-COVID-Syndrom mit Fatigue

Originaltitel: Gastrointestinal Barrier Disruption in Post-COVID Syndrome Fatigue Patients

Autoren

Rohrhofer J, Wolflehner V, Schweighardt J, Koidl L, Stingl M, Zehetmayer S, Séneca J, Pjevac P, Untersmayr E (MedUni Wien)

Journal

Allergy

DOI

10.1111/all.16593

Zusammenfassung

Post-COVID-Patienten mit Fatigue zeigen gestörte Darmbarriere, veränderte Entzündungsmarker (IL-6, IL-33) und Dysbiose des Darmmikrobioms.


Darmbarriere-Störung bei Post-COVID-Fatigue

Hintergrund

Viele Post-COVID-Syndrom (PCS) Patienten leiden unter anhaltender Erschöpfung (Fatigue). Diese Studie der Medizinischen Universität Wien untersuchte erstmals systematisch den Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Post-COVID-Fatigue. Der Darm spielt eine zentrale Rolle im Immunsystem – etwa 70% aller Immunzellen befinden sich im Darm-assoziierten lymphatischen Gewebe.

Studiendesign

  • Institution: Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung, MedUni Wien
  • Methoden: Analyse von Biomarkern für Darmbarriere-Funktion, Entzündung und Mikrobiom
  • Teilnehmer: PCS-Patienten mit Fatigue vs. Kontrollgruppe
  • Untersuchte Parameter: LBP, sCD14, IL-6, IL-33, Darmmikrobiom-Zusammensetzung

Zentrale Erkenntnisse

1. Gestörte Darmbarriere

  • Erhöhte LBP/sCD14-Ratio: Marker für eine durchlässige Darmwand (“Leaky Gut”)
  • Bakterielle Bestandteile können in den Blutkreislauf übertreten
  • Chronische Immunaktivierung als Folge

2. Veränderte Entzündungsmarker

  • Erhöhte IL-6-Werte: Zeichen systemischer Entzündung
  • Reduzierte IL-33-Werte: Gestörte Immunregulation
  • Hinweis auf chronischen Entzündungszustand

3. Prädiktive Faktoren

  • Vorbestehende GI-Beschwerden: Erhöhtes Risiko für PCS-Fatigue
  • Gastrointestinale Symptome vor COVID-19 korrelieren mit schwerem Verlauf
  • Möglichkeit zur Risikoidentifikation

4. Darmmikrobiom-Veränderungen

  • Dysbiose der Darmflora bei PCS-Patienten
  • Veränderte mikrobielle Zusammensetzung
  • Beeinträchtigte Stoffwechselprozesse

Mechanismus: Darm-Hirn-Achse

Die Studie zeigt, dass SARS-CoV-2 Signalwege beeinträchtigt, die mit:

  • Angeborener Immunantwort zusammenhängen
  • Darmbarriere-Funktion verbunden sind
  • Intestinaler Entzündung führen

Diese Veränderungen können über die Darm-Hirn-Achse zu:

  • Chronischer Erschöpfung
  • Brain Fog
  • Neuroinflammation beitragen

Klinische Bedeutung

Zitat Prof. Untersmayr-Elsenhuber: „Die Identifizierung prädiktiver Marker für PCS könnte in Zukunft eine personalisierte Prävention und Behandlung ermöglichen.”

Die Ergebnisse legen nahe:

  • Darmgesundheit als Therapieziel bei Post-COVID
  • Monitoring gastrointestinaler Symptome vor, während und nach Infektion
  • Potenzial für präventive Maßnahmen bei Risikopatienten

HBO-Relevanz

Therapeutischer Ansatz: Die hyperbare Sauerstofftherapie könnte bei Darmbarriere-Störungen unterstützend wirken durch:

  • Reduktion systemischer Entzündung: HBOT senkt nachweislich IL-6 und andere Entzündungsmarker
  • Verbesserung der Darmbarriere: Erhöhte Sauerstoffversorgung fördert Heilung der Darmschleimhaut
  • Modulation des Immunsystems: Normalisierung der Immunantwort
  • Neuroinflammation reduzieren: Positive Effekte auf die Darm-Hirn-Achse

Mehrere HBOT-Studien bei Long-COVID zeigen Verbesserungen bei Fatigue und kognitiven Symptomen, was auf eine Wirkung über die hier beschriebenen Mechanismen hindeuten könnte.

Spike-Protein und Darm

Die Studie fügt sich in den wachsenden Erkenntnisstand ein, dass:

  • SARS-CoV-2-Spike-Protein an ACE2-Rezeptoren im Darm bindet
  • Dies Entzündungsreaktionen auslösen kann
  • Die Darmbarriere geschwächt wird
  • Das mikrobielle Gleichgewicht gestört wird

Diese Mechanismen könnten sowohl nach Infektion als auch bei persistierendem Spike-Protein relevant sein.

Quelle

Medizinische Universität Wien, Allergy Journal 2025

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