Spike-Protein-Persistenz an Schädel-Hirnhaut-Gehirn-Achse trägt zu neurologischen COVID-19-Folgen bei
Originaltitel: Persistence of spike protein at the skull-meninges-brain axis may contribute to the neurological sequelae of COVID-19
Rong Z, Mai H, Ebert G, Kapoor S, Puelles VG, et al. (Helmholtz München, LMU)
Cell Host & Microbe
10.1016/j.chom.2024.11.007
Zusammenfassung
SARS-CoV-2-Spike-Protein verbleibt bis zu 4 Jahre in Hirnhäuten und Schädelknochenmark. Impfung reduziert Anreicherung um 50%.
Spike-Protein-Persistenz im Gehirn und Long-COVID
Hintergrund
Viele COVID-19-Genesene leiden unter anhaltenden neurologischen Symptomen wie Brain Fog, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisproblemen. Diese Studie von Helmholtz München und der Ludwig-Maximilians-Universität München untersuchte erstmals systematisch, ob und wie lange SARS-CoV-2-Spike-Protein im Gehirn verbleiben kann.
Studiendesign
- Methoden: KI-gestützte optische Bildgebung mittels Gewebetransparenz-Technik
- Proben: Mausmodelle und humane Post-Mortem-Gewebe von COVID-19-Patienten
- Untersuchte Regionen: Schädelknochenmark, Hirnhäute (Meningen), Gehirngewebe
- Forschungsteam: Über 50 Wissenschaftler unter Leitung von Ali Ertürk
Zentrale Erkenntnisse
1. Langzeit-Persistenz des Spike-Proteins
- Spike-Protein nachweisbar in Hirnhäuten und Schädelknochenmark
- Persistenz bis zu 4 Jahre nach der Infektion dokumentiert
- Erhöhte Konzentration auch bei Patienten ohne aktive Virusinfektion
2. Mechanismus der Anreicherung
- Hohe ACE2-Rezeptor-Dichte in Hirnhäuten begünstigt Spike-Protein-Bindung
- Spike-Protein allein (ohne Virus) reicht aus, um Neuroinflammation auszulösen
- Proteom-Analysen zeigen dysregulierte Entzündungswege
3. Neurologische Auswirkungen
- Angstähnliches Verhalten in Mausmodellen nach Spike-Protein-Injektion
- Verschlechterte Erholung nach Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma
- Erhöhte Biomarker für Neurodegeneration im Liquor von Long-COVID-Patienten
4. Schutzwirkung der Impfung
- mRNA-Impfung (BioNTech/Pfizer) reduziert Spike-Protein-Anreicherung um ca. 50%
- Geimpfte haben mildere und kürzere Infektionsverläufe
- Deutlich geringere Spike-Protein-Ablagerungen im Gehirn
Klinische Bedeutung
Die Studie liefert eine mögliche Erklärung für langanhaltende neurologische Long-COVID-Symptome: Das persistierende Spike-Protein könnte chronische Entzündungsprozesse im Gehirn auslösen, die zu:
- Beschleunigter Gehirnalterung (geschätzt 5-10 Jahre)
- Erhöhtem Risiko für neurodegenerative Erkrankungen
- Anhaltenden kognitiven Beeinträchtigungen führen
HBO-Relevanz
Therapeutischer Ansatz: Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT) könnte bei Spike-Protein-induzierter Neuroinflammation unterstützend wirken durch:
- Reduktion von Neuroinflammation – HBOT senkt nachweislich Entzündungsmarker im Gehirn
- Förderung der Neuroregeneration – Aktivierung von Stammzellen und Angiogenese
- Verbesserung der mitochondrialen Funktion – Steigerung der zellulären Energieproduktion
- Modulation des Immunsystems – Normalisierung dysregulierter Immunantworten
Mehrere klinische Studien haben bereits gezeigt, dass HBOT kognitive Long-COVID-Symptome signifikant verbessern kann.
Quelle
Helmholtz München, Ludwig-Maximilians-Universität München, Cell Host & Microbe 2024
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