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Wenn der Körper reagiert: Umgang mit Verschlechterungen während der Therapie

Warum es bei Post-COVID und ME/CFS manchmal zu vorübergehenden Verschlechterungen kommen kann, wie der Körper sich anpasst und wann weitere Therapierunden sinnvoll sind.

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Post-COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom gehören zu den schwersten chronischen Erkrankungen unserer Zeit. Betroffene kämpfen oft seit Monaten oder Jahren mit extremer Erschöpfung, kognitiven Einschränkungen und einer Vielzahl weiterer Symptome. Wenn sie sich für eine Therapie entscheiden, hoffen sie verständlicherweise auf Besserung – und sind verunsichert, wenn der Körper zunächst anders reagiert als erwartet.

Was ist ein “Crash”?

Menschen mit ME/CFS und Post-COVID kennen das Phänomen der Post-Exertional Malaise (PEM) – eine Verschlechterung der Symptome nach körperlicher, geistiger oder emotionaler Anstrengung. Diese Verschlechterung kann:

  • Verzögert auftreten (12–72 Stunden nach der Belastung)
  • Stunden bis Tage anhalten
  • Alle Symptome verstärken: Fatigue, Brain Fog, Schmerzen, Schlafstörungen
  • Im schlimmsten Fall zu einem längerfristigen Rückschritt führen

Ein solcher “Crash” kann auch während oder nach therapeutischen Maßnahmen auftreten – einschließlich HBOT.

Warum reagiert der Körper manchmal mit Verschlechterung?

Der Körper ist kein passiver Empfänger

Jede Therapie ist ein Reiz, auf den der Körper reagiert. Bei gesunden Menschen führt dieser Reiz zu Anpassung und Verbesserung. Bei Menschen mit ME/CFS oder Post-COVID ist diese Anpassungsfähigkeit jedoch gestört:

  • Das autonome Nervensystem ist dysreguliert
  • Die Mitochondrien arbeiten nicht optimal
  • Die Immunregulation ist aus dem Gleichgewicht
  • Die Energiereserven sind erschöpft

Selbst eine eigentlich hilfreiche Therapie kann in diesem Zustand als “Belastung” wahrgenommen werden.

Therapie als Anpassungsreiz

HBOT wirkt über verschiedene Mechanismen:

  • Erhöhte Sauerstoffversorgung der Gewebe
  • Aktivierung von Reparaturprozessen
  • Modulation des Immunsystems
  • Stimulation der Mitochondrien

All diese Prozesse kosten den Körper Energie. In der Anfangsphase kann es daher zu einer vorübergehenden Erschöpfung kommen – der Körper arbeitet, um sich anzupassen.

Unterschiedliche Verläufe sind normal

In unserer Erfahrung zeigen sich verschiedene Reaktionsmuster:

Muster 1: Kontinuierliche Besserung

Einige Patienten spüren von Beginn an eine Verbesserung. Die Energie steigt, der Kopf wird klarer, die Symptome nehmen ab. Dies ist der erhoffte Verlauf – aber nicht der einzige.

Muster 2: Erst Verschlechterung, dann Besserung

Andere Patienten erleben zunächst eine Zunahme der Symptome. Nach einigen Sitzungen oder Wochen stabilisiert sich der Zustand, und dann beginnt die Besserung. Der Körper brauchte Zeit, um sich anzupassen.

Muster 3: Auf und Ab

Manche Patienten erleben einen wellenförmigen Verlauf mit guten und schlechten Tagen. Über einen längeren Zeitraum zeigt sich jedoch eine positive Tendenz.

Muster 4: Keine spürbare Veränderung

Es gibt Patienten, bei denen während der ersten Therapierunde keine deutliche Veränderung eintritt. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Therapie nicht wirkt – manchmal braucht der Körper mehr Zeit oder weitere Runden.

Die Realität akzeptieren

Post-COVID und ME/CFS sind schwere Erkrankungen

Wir möchten ehrlich sein: Diese Erkrankungen sind komplex und schwer zu behandeln. Es gibt keine Garantie für Heilung, und der Weg zur Besserung ist selten geradlinig.

Was wir wissen:

  • Manche Patienten erleben deutliche Verbesserungen
  • Andere profitieren moderat
  • Einige sprechen auf HBOT nicht an
  • Verschlechterungen während der Therapie kommen in seltenen Fällen vor

Was wir nicht versprechen können:

  • Dass jeder Patient profitiert
  • Dass es keine schwierigen Phasen gibt
  • Dass eine Therapierunde ausreicht

Warum wir trotzdem Hoffnung haben

Die Forschung zeigt, dass HBOT bei vielen Patienten mit Post-COVID positive Effekte hat. Die Wirkmechanismen – verbesserte Sauerstoffversorgung, Entzündungsmodulation, mitochondriale Unterstützung – adressieren zentrale Probleme dieser Erkrankungen. Aber: Jeder Mensch ist anders, und die Krankheitsverläufe sind individuell.

Wenn ein Crash auftritt: Was tun?

Sofortige Maßnahmen

  1. Ruhe und Pacing

    • Aktivitäten reduzieren
    • Dem Körper Zeit zur Erholung geben
    • Keine “Durchhalte”-Mentalität
  2. Kommunikation

    • Uns sofort informieren
    • Symptome genau beschreiben
    • Gemeinsam entscheiden, wie es weitergeht
  3. Anpassung der Therapie

    • Sitzungen pausieren oder reduzieren
    • Intensität anpassen
    • Längere Erholungsphasen einplanen

Langfristige Einordnung

Ein einzelner Crash bedeutet nicht, dass die Therapie gescheitert ist. Wichtig ist die Gesamtentwicklung über Wochen und Monate. Fragen, die wir gemeinsam klären:

  • War der Crash eine einmalige Reaktion oder ein Muster?
  • Gab es äußere Faktoren (Stress, andere Belastungen)?
  • Wie war der Verlauf vor dem Crash?
  • Gibt es Anzeichen für eine grundsätzliche Besserung?

Wann sind weitere Therapierunden sinnvoll?

Voraussetzung: Es gibt eine Perspektive

Weitere Therapierunden machen Sinn, wenn:

  • Die erste Runde Hinweise auf Ansprechen zeigte (auch wenn moderat)
  • Der Patient motiviert ist und an die Therapie glaubt
  • Die Verträglichkeit grundsätzlich gegeben ist
  • Realistische Erwartungen bestehen

Weitere Therapierunden sind nicht sinnvoll, wenn:

  • Keine Reaktion auf die erste Runde erkennbar war
  • Schwere, anhaltende Verschlechterungen auftraten
  • Der Patient die Therapie als zu belastend empfindet
  • Keine Hoffnung auf Besserung besteht

Zeit als Faktor

Bei chronischen Erkrankungen wie ME/CFS und Post-COVID brauchen Veränderungen oft Zeit:

  • Erste Therapierunde: Grundlage legen, Körper an Therapie gewöhnen
  • Zweite Therapierunde: Aufbauen, vertiefen, stabilisieren
  • Erhaltungstherapie: Langfristig unterstützen

Manche Patienten benötigen mehrere Runden über Monate, bevor sich nachhaltige Verbesserungen zeigen. Das ist kein Versagen – es ist die Realität komplexer chronischer Erkrankungen.

Unser Ansatz: Ehrlich und unterstützend

Was wir bieten

  • Ehrliche Kommunikation: Wir versprechen keine Wunder
  • Individuelle Betreuung: Jeder Patient wird als Einzelfall betrachtet
  • Flexible Anpassung: Das Protokoll wird an die Reaktion angepasst
  • Langfristige Begleitung: Wir lassen niemanden allein

Was wir von Patienten erwarten

  • Offene Kommunikation: Verschlechterungen sofort melden
  • Realistische Erwartungen: Heilung braucht Zeit
  • Selbstbeobachtung: Den eigenen Körper kennenlernen
  • Geduld: Auch schwierige Phasen durchstehen (wenn sinnvoll)

Die wichtigsten Punkte

  • Verschlechterungen können vorkommen – in seltenen Fällen auch während HBOT
  • Der Körper reagiert und passt sich an – das braucht Zeit und Energie
  • Unterschiedliche Verläufe sind normal – nicht jeder profitiert gleich schnell
  • Weitere Therapierunden können sinnvoll sein – wenn eine Perspektive besteht
  • Ehrlichkeit ist wichtig – wir versprechen keine Wunder, aber wir begleiten Sie

Post-COVID, ME/CFS und Post-Vac-Syndrom sind schwere Erkrankungen. Der Weg zur Besserung ist oft lang und nicht immer geradlinig. Aber mit der richtigen Begleitung, realistischen Erwartungen und der Bereitschaft, auch schwierige Phasen durchzustehen, gibt es für viele Betroffene Hoffnung auf Verbesserung.


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