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Herbst und Winter: Wenn Beschwerden zunehmen

Warum verschlechtern sich viele chronische Beschwerden in der kalten Jahreszeit? Ein Blick auf saisonale Einflüsse und den Umgang damit.

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Mit dem Herbst beginnt für viele Menschen eine herausfordernde Zeit. Kürzer werdende Tage, weniger Sonnenlicht und kalte Temperaturen – all das kann sich auf chronische Beschwerden auswirken. Warum ist das so?

Saisonale Schwankungen bei chronischen Erkrankungen

Viele Betroffene chronischer Erkrankungen berichten von einer Verschlechterung ihrer Symptome im Herbst und Winter. Das ist keine Einbildung – verschiedene Faktoren spielen dabei zusammen.

Weniger Tageslicht

Der offensichtlichste Unterschied: Die Tage werden kürzer.

  • Vitamin-D-Produktion: In Deutschland kann der Körper von Oktober bis März kaum Vitamin D über die Haut bilden
  • Serotonin: Die Produktion des “Glückshormons” ist lichtabhängig
  • Melatonin: Der veränderte Lichtrhythmus beeinflusst den Schlaf
  • Zirkadianer Rhythmus: Die innere Uhr gerät durcheinander

Kälte und ihre Auswirkungen

Niedrige Temperaturen beeinflussen den Körper auf verschiedene Weisen:

  • Blutgefäße ziehen sich zusammen
  • Muskeln verspannen sich leichter
  • Gelenke werden steifer
  • Der Körper verbraucht mehr Energie für die Wärmeregulation

Veränderte Luftfeuchtigkeit

In der kalten Jahreszeit ist die Luft oft trockener:

  • Draußen: Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit halten
  • Drinnen: Heizungsluft trocknet zusätzlich aus
  • Folgen: Trockene Schleimhäute, empfindlichere Atemwege

Erkrankungen mit saisonalen Schwankungen

Gelenkerkrankungen

Menschen mit Arthrose oder rheumatischen Erkrankungen berichten häufig von:

  • Stärkeren Schmerzen bei Kälte
  • Steifere Gelenke am Morgen
  • Mehr Beschwerden bei Wetterwechsel

Der genaue Mechanismus ist wissenschaftlich nicht vollständig geklärt. Diskutiert werden Einflüsse von Luftdruck, Temperatur und Durchblutung.

Chronische Schmerzen

Bei Fibromyalgie und anderen Schmerzerkrankungen:

  • Verstärkte Schmerzempfindlichkeit
  • Mehr Muskelverspannungen
  • Erschöpfung durch Anpassungsleistung des Körpers

Psoriasis

Die Schuppenflechte verschlechtert sich häufig im Winter:

  • Trockene Heizungsluft reizt die Haut
  • Weniger UV-Licht auf der Haut
  • Engere Kleidung kann scheuern

Depressionen und Stimmungsschwankungen

Die “Winterdepression” (saisonal abhängige Depression, SAD) ist ein anerkanntes Krankheitsbild:

  • Antriebslosigkeit
  • Vermehrtes Schlafbedürfnis
  • Heißhunger auf Kohlenhydrate
  • Rückzugstendenzen

Fatigue und ME/CFS

Betroffene berichten oft von saisonalen Verschlechterungen:

  • Mehr Erschöpfung
  • Längere Erholungszeiten
  • Verstärkte Infektanfälligkeit

Durchblutungsstörungen

In der kalten Jahreszeit:

  • Raynaud-Syndrom verstärkt sich
  • Kalte Hände und Füße
  • Gefäßverengung durch Kälte

Warum ist das so?

Der Körper muss im Winter mehr leisten:

  1. Thermoregulation: Aufwendige Körpertemperatur-Kontrolle
  2. Immunsystem: Mehr Infekte in der Erkältungszeit
  3. Bewegungsmangel: Man geht weniger nach draußen
  4. Soziale Isolation: Weniger Kontakte, mehr Zeit drinnen
  5. Veränderte Ernährung: Oft weniger frisches Obst und Gemüse

All diese Faktoren kosten Energie – Energie, die bei chronisch Kranken ohnehin begrenzt sein kann.

Strategien für die kalte Jahreszeit

Licht tanken

  • Tageslicht nutzen: Auch bei Bewölkung ist draußen mehr Licht als drinnen
  • Morgendliche Spaziergänge: Licht am Morgen hilft der inneren Uhr
  • Helle Räume: Arbeitsplatz ans Fenster, helle Lampen
  • Lichttherapielampen: Bei Bedarf (mindestens 10.000 Lux)

Wärme pflegen

  • Schichtenprinzip: Mehrere dünne Schichten statt einer dicken
  • Wärme von innen: Warme Getränke, warme Mahlzeiten
  • Wärmflaschen und Heizkissen: Für schmerzende Stellen
  • Überhitzung vermeiden: Zu warme Räume trocknen aus

In Bewegung bleiben

  • Angepasste Aktivität: Kürzer, aber regelmäßig
  • Indoor-Optionen: Schwimmen, Gymnastik, sanftes Yoga
  • Gut aufwärmen: Längere Aufwärmzeit im Winter
  • Rutschgefahren meiden: Sicheres Schuhwerk

Für die Psyche sorgen

  • Soziale Kontakte pflegen: Auch wenn es Überwindung kostet
  • Routinen beibehalten: Struktur hilft
  • Schöne Dinge planen: Kleine Freuden im Alltag
  • Professionelle Hilfe: Bei anhaltender Niedergeschlagenheit

Praktische Tipps

  • Vitamin D prüfen lassen: Hausarzt kann Spiegel messen
  • Luftfeuchtigkeit erhöhen: Wasserschalen auf Heizkörper
  • Hautpflege intensivieren: Reichhaltigere Cremes
  • Infekten vorbeugen: Händehygiene, Menschenmengen meiden

Wann zum Arzt?

Wenn saisonale Verschlechterungen:

  • Besonders stark ausfallen
  • Den Alltag erheblich einschränken
  • Mit neuen Symptomen einhergehen
  • Die Stimmung über längere Zeit belasten

sollte ein Arztbesuch erfolgen, um andere Ursachen auszuschließen und über Behandlungsmöglichkeiten zu sprechen.

Der Frühling kommt

So schwer der Winter auch sein mag – er geht vorbei. Viele Betroffene erleben im Frühjahr eine deutliche Besserung. Das Wissen um die Saisonalität kann helfen, schwierigere Phasen besser einzuordnen und durchzustehen.

Beratungsgespräch

Sie möchten mehr darüber erfahren, wie Sie die kalte Jahreszeit besser überstehen können? Wir beraten Sie gerne.

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