Spike-Protein-Persistenz: Was die Forschung zeigt
Aktuelle Studien belegen die langanhaltende Persistenz von SARS-CoV-2-Spike-Proteinen im Körper - sowohl nach Infektion als auch nach Impfung. Ein Überblick über die wissenschaftlichen Erkenntnisse und mögliche therapeutische Ansätze.
Die Frage, wie lange SARS-CoV-2-Spike-Proteine im menschlichen Körper verbleiben können, beschäftigt die Wissenschaft intensiv. Neue Studien liefern überraschende Erkenntnisse: Das Spike-Protein kann sowohl nach einer Infektion als auch nach einer Impfung deutlich länger im Körper nachweisbar sein als ursprünglich angenommen.
Was ist das Spike-Protein?
Das Spike-Protein (S-Protein) ist das charakteristische “Stachel”-Protein auf der Oberfläche des SARS-CoV-2-Virus. Es ermöglicht dem Virus, an ACE2-Rezeptoren menschlicher Zellen zu binden und in diese einzudringen. Sowohl das Virus selbst als auch mRNA-Impfstoffe nutzen dieses Protein – das Virus zur Infektion, die Impfstoffe zur Auslösung einer Immunantwort.
Aktuelle Studienlage zur Spike-Protein-Persistenz
Helmholtz München / LMU: Bis zu 4 Jahre im Gehirn
Eine wegweisende Studie von Helmholtz München und der Ludwig-Maximilians-Universität, veröffentlicht in Cell Host & Microbe (Dezember 2024), zeigt:
- Spike-Protein wurde in Hirnhäuten und Schädelknochenmark bis zu 4 Jahre nach der Infektion nachgewiesen
- KI-gestützte optische Bildgebung ermöglichte erstmals die Visualisierung
- Die hohe ACE2-Rezeptor-Dichte in Hirnhäuten begünstigt die Anreicherung
- Spike-Protein allein (ohne Virus) reicht aus, um Neuroinflammation auszulösen
Wichtiger Befund: mRNA-Impfung (BioNTech/Pfizer) reduzierte die Spike-Protein-Anreicherung im Gehirn um etwa 50% im Vergleich zu ungeimpften Infizierten.
Quelle: Rong Z, Mai H, et al. Cell Host & Microbe 2024
Yale University: Spike-Protein bis 709 Tage nach Impfung
Die Yale LISTEN Study unter Leitung von Prof. Akiko Iwasaki untersuchte 42 Patienten mit Post-Vac-Syndrom:
- Spike-Protein war bei einigen Patienten bis zu 709 Tage (ca. 23 Monate) nach der Impfung im Blut nachweisbar
- Betroffene zeigten T-Zell-Dysregulation und erhöhte Entzündungsmarker
- Häufig wurde auch eine Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus beobachtet
Prof. Iwasaki kommentierte: “Das war überraschend – Spike-Protein so lange nach der Impfung zu finden.”
Quelle: Bhattacharjee B, et al. medRxiv 2025
Japanische Studie: Spike-Protein in Hirnarterien bis 17 Monate nach Impfung
Eine Untersuchung von 19 Schlaganfall-Patienten im Journal of Clinical Neuroscience (2025) ergab:
- 43,8% der geimpften Patienten zeigten Spike-Protein in der Innenschicht ihrer Hirnarterien
- Nachweis bis zu 17 Monate nach der letzten Impfung
- Immunzell-Infiltration in den betroffenen Gefäßen
- In-situ-Hybridisierung bestätigte sowohl Impfstoff- als auch Virus-abgeleitete mRNA
Quelle: Ota N, et al. J Clin Neurosci 2025
Mechanismen der Persistenz
Warum verbleibt das Spike-Protein so lange?
Mehrere Faktoren können zur Persistenz beitragen:
-
ACE2-Rezeptor-Bindung: Das Spike-Protein bindet stark an ACE2-Rezeptoren, die in vielen Geweben vorkommen (Gehirn, Darm, Herz, Gefäße)
-
Immunprivilegierte Bereiche: Hirnhäute und bestimmte Gewebe sind teilweise vom Immunsystem abgeschirmt
-
Verlängerte mRNA-Stabilität: Zelluläre Mechanismen können die Impfstoff-mRNA länger stabilisieren als ursprünglich angenommen
-
Virale Reservoire: Bei Infektionen können versteckte Virusreservoire kontinuierlich Spike-Protein produzieren
Folgen der Persistenz
Persistierendes Spike-Protein kann verschiedene Probleme verursachen:
- Chronische Entzündung: Aktivierung von Immunzellen und Zytokinfreisetzung
- Neuroinflammation: Entzündungsprozesse im Gehirn mit kognitiven Symptomen
- Autoimmunreaktionen: Fehlgeleitete Immunantworten gegen körpereigene Strukturen
- Gefäßschäden: Bindung an Endothelzellen und Beeinträchtigung der Gefäßfunktion
- Mitochondriale Dysfunktion: Störung der zellulären Energieproduktion
Der Zusammenhang mit Long COVID und Post-Vac-Syndrom
Die Spike-Protein-Persistenz bietet eine mögliche Erklärung für viele Symptome bei Long COVID und Post-Vac-Syndrom:
| Symptom | Möglicher Zusammenhang mit Spike-Protein |
|---|---|
| Brain Fog | Neuroinflammation durch Spike-Protein im Gehirn |
| Fatigue | Mitochondriale Dysfunktion, chronische Immunaktivierung |
| Herzprobleme | Spike-Protein-Bindung an kardiale ACE2-Rezeptoren |
| Gefäßprobleme | Endothelschäden durch Spike-Protein in Gefäßwänden |
| Darmbeschwerden | Beeinträchtigung der Darmbarriere durch ACE2-Bindung |
Was bedeutet das für Betroffene?
Die gute Nachricht
- Impfung schützt: Trotz möglicher Persistenz reduziert die Impfung die Spike-Protein-Anreicherung um etwa 50%
- Forschung schreitet voran: Die Mechanismen werden zunehmend verstanden
- Therapeutische Ansätze: Es gibt vielversprechende Behandlungsoptionen
Therapeutische Möglichkeiten
Verschiedene Ansätze werden zur Adressierung der Spike-Protein-Problematik untersucht:
Hyperbare Sauerstofftherapie (HBOT):
- Reduziert nachweislich Neuroinflammation
- Verbessert die mitochondriale Funktion
- Fördert Geweberegeneration und Neuroplastizität
- Mehrere Studien zeigen Verbesserungen bei Long-COVID-Symptomen
Unterstützende Maßnahmen:
- Vitamin D: Reduziert ACE2-Rezeptor-Expression und wirkt immunmodulatorisch
- Vitamin K2 + D3: Reduktion von Entzündungsmarkern und Verbesserung der Darmbarriere
- Antioxidantien: Schutz vor oxidativem Stress
Wissenschaftliche Einordnung
Was wir wissen
- Spike-Protein-Persistenz ist wissenschaftlich dokumentiert
- Sowohl Infektion als auch Impfung können zur Persistenz führen
- Die Dauer variiert individuell erheblich
- Impfung reduziert die Gesamtbelastung im Vergleich zur Infektion
Was noch erforscht wird
- Genaue Mechanismen der Persistenz
- Warum manche Menschen betroffen sind und andere nicht
- Optimale therapeutische Strategien
- Langzeitfolgen und deren Behandlung
Fazit
Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte beim Verständnis der Spike-Protein-Persistenz gemacht. Die Erkenntnisse aus renommierten Institutionen wie Helmholtz München, Yale University und weiteren Forschungsgruppen zeigen: Das Spike-Protein kann deutlich länger im Körper verbleiben als ursprünglich angenommen – sowohl nach Infektion als auch nach Impfung.
Diese Erkenntnisse sind wichtig für:
- Das Verständnis von Long COVID und Post-Vac-Syndrom
- Die Entwicklung gezielter Therapien
- Die individuelle Behandlungsplanung
Im Sauerstoffzentrum Nordost berücksichtigen wir diese wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Behandlung unserer Patienten mit Long COVID und Post-Vac-Syndrom. Die hyperbare Sauerstofftherapie adressiert gezielt die durch Spike-Protein-Persistenz verursachten Probleme wie Neuroinflammation und mitochondriale Dysfunktion.
Weiterführende Informationen
Studien in unserer Datenbank:
- Spike-Protein-Persistenz an Schädel-Hirnhaut-Gehirn-Achse (Helmholtz 2024)
- Yale LISTEN Study zu Post-Vac-Syndrom
- Spike-Protein in Hirnarterien (Ota et al. 2025)
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